Radio Island: AFBL-Veranstaltung zu Gewalt gegen Frauen im NS #1
Auf public-ip.org dokumentieren wir zwei Vorträge der Veranstaltungsreihe des Antifaschistischen Frauenblocks Leipzig (AFBL) zu "Gewalt gegen Frauen im Nationalsozialismus und ihre Rolle im Erinnerungsdiskurs". Der erste Vortrag am 7. Februar 2008 im Conne Island war zum Thema "Sexzwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern" von Christa Paul.
Kriminalisierung, Kasernierung und Verfolgung von Prostituierten waren die eine Seite nationalsozialistischer Politik. Die andere Seite war die von staatlichen Institutionen initiierte Errichtung eines Netzes von Bordellen unterschiedlicher Kategorien: Bordelle für Wehrmachtsangehörige, Bordelle für Fremd- und Zwangsarbeiter und Bordelle für Häftlinge in Konzentrationslagern. In den Bordellen für Häftlinge der Konzentrationslager mussten Frauen aus den Konzentrationslagern Ravensbrück und Auschwitz-Birkenau arbeiten. Sie hofften auf eine in Aussicht gestellte Entlassung aus den Konzentrationslagern oder auf bessere Überlebensbedingungen im Konzentrationslager. Die staatlich errichteten Bordelle waren Teil des nationalsozialistischen Terrors und Teil der Geschichte sexualisierter Gewalt an Frauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die staatlich errichteten Bordelle tabuisiert. Dadurch konnten die Frauen, die in den Bordellen arbeiten mussten, ihre Erfahrungen nirgendwo erwähnt finden. Nur vereinzelt sprechen Frauen über ihre Zeit in einem KZ-Bordell. Die meisten Frauen schwiegen, weil es sexualisierte Gewalt war, die sie erlitten, und weil sie befürchteten, diskriminiert zu werden. Der Bericht einer Frau, die in einem KZ-Bordell arbeiten musste, wird vorgestellt. Beleuchtet wird auch die Entschädigungspolitik, insbesondere in Hinblick auf ihre Bedeutung für das Schweigen über die Lagerbordelle.
Christa Paul ist Autorin des Buchs "Zwangsprostitution: Staatlich errichtete Bordelle im Nationalsozialismus".
An dieser Stelle ist nur der Vortrag dokumentiert, die anschließende Diskussion leider nicht, weil die Fragen der Gäste akkustisch schlecht zu verstehen waren. Außerdem wurde das von Frau Paul geführte Interview mit einer Betroffenen - auf Frau Pauls Wunsch hin - herausgeschnitten.
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